Rückezeichen im Wald

Rückezeichen im Wald

Graffiti im Wald? Sind die „Tags“ in Neonfarben, die einem an Baumstämmen ins Auge stechen, neuerdings Kunst – oder kann das weg?

Der wache Wandersmensch schaut sich also um und stellt fest: Hier zwei parallele Schrägstriche, vorne am Wirtschaftsweg ein knalliges „R“ in Signalfarbe, vielleicht sogar eine Wellenlinie am Stamm oder ein nach unten zeigender Pfeil samt Querstrich auf Augenhöhe… All diese Markierungen sind sogenannte forstliche „Rückezeichen“.  Sie geben den Waldarbeitern und den Fahrern von schweren Holz-Erntegeräten präzise Arbeitsanweisungen, auch wenn die zuständigen Förster nicht beim Fällen und Transportieren des Stammholzes anwesend sind.

Markierungen für den Holztransport

Häufig sieht man neben Wanderwegen ein „R“ mit einem oder zwei parallelen Streifen (Foto), das eine „Rückegasse“ markiert. Einige Meter tiefer im Wald entdeckt man weitere „R“-Markierungen. Sie zeigen den Weg, auf dem für die nächsten Jahre die gefällten Stämme aus dem Wald gezogen –  – im Forstdeutsch „gerückt“ – werden müssen, um schwerwiegende Bodenverdichtungen bzw. Schäden am lockeren Waldboden und den umstehenden Bäumen zu verringern.

Schräge Striche am Baumstamm dagegen bedeuten: Bald kommt die Motorsäge zum Einsatz, dieser Baum wird gefällt – weil er „erntereif“ ist, oder krank oder für die Waldarbeiten schlichtweg im Weg steht. Solches „Durchforsten“ gehört zu den regelmäßigen Winterarbeiten im wirtschaftlich genutzten Forst. Manchmal nutzen kleinere Waldbesitzer auch ein – inoffizielles – „X“, um zum Fällen ausgewählte Bäume zu kennzeichnen.

Siehst du einen Stamm, der auf Augenhöhe mit einem Querstrich und einem nach unten zeigenden Pfeil gekennzeichnet ist, so wird dieser Baum demnächst auf die Höhe des Querstrichs gestutzt. Er bleibt dann als natürlicher Begrenzungspoller an der Einfahrt zur Rückegasse stehen, um andere Bäume vor Rückeschäden zu schützen.

Selten findet man mit Schlangenlinien übermalte Forstmarkierungen, wenn Förster ihre Arbeitsanweisungen korrigieren. Verständliche Beschreibungen zu den gebräuchlichen Forstmarkierungen findet ihr übrigens auch in diesem Video von „Wissen macht Ah“

Solltet ihr beim Wandern allerdings auf eine unerwartete Häufung von R-Markierungen in Himmelblau oder Weiß stoßen, dann war in diesem Gebiet kein übereifriger Forstmensch unterwegs, sondern ihr folgt dem Rheinsteig, einem der schönsten Fernwanderwege in Deutschland, den ihr auch mit Tourenangebot von 365xdraussen erleben könnt.  

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